Ein Interview zum Einsatz des vhs-Lernportals als Ergänzung zum Deutschkurs
Frau Kronner, an Ihrer vhs ist das vhs-Lernportal fester Bestandteil des Angebots. Warum? Und was bedeutet das genau?
Wir nutzen das vhs-Lernportal auf allen Lern-Etappen: Von der Erstberatung bis zur Prüfungsvorbereitung. Es begleitet uns durch alle Niveau-Stufen im Integrationsbereich. Denn das vhs-Lernportal ist ein hervorragendes Werkzeug, um die Teilnehmenden in ihrem individuellen Lernprozess zu unterstützen. Das Portal ist didaktisch sehr gut aufgebaut, sodass man sehr strukturiert Schritt für-Schritt vorankommt. Außerdem bekommen die Lernenden sofort ein Feedback und sehen ihre eigene Progression.
Wie sieht das dann ganz konkret aus, wenn ein Interessent oder eine Interessentin zum Deutschlernen zu Ihnen kommt?
Bereits im ersten Beratungsgespräch machen wir auf das Portal aufmerksam. Beim zweiten Termin, bei der Einstufung, motivieren wir die Teilnehmenden, sich zu registrieren. Wir haben ein Team, das bei der Registrierung und den ersten Schritten begleitet. Das sind unsere Verwaltungskräfte. Sie kennen sich aus und helfen den Teilnehmenden, sich zu registrieren und einzuloggen, sie erklären ihnen, wo sie ihre Ergebnisse finden und wie sie sich auf der Plattform bewegen.
Das heißt, die Teilnehmenden können schon vor Kursbeginn mit dem vhs-Lernportal lernen?
Ja, genau. Denn nach der Einstufung müssen viele lange auf einen Kursplatz warten – diese Zeit nutzen wir gezielt, indem wir empfehlen, schon mit der passenden Niveaustufe im Portal zu starten. Das Portal ist didaktisch sehr gut aufgebaut und eignet sich hervorragend als Vorbereitung. Viele haben schon mit Duolingo oder YouTube ein bisschen Deutsch gelernt. Ich sage dann: „Das ist schön und gut, aber ab heute bitte vhs-Lernportal.“
Vor dem Kursstart legen wir dann für jeden Präsenzkurs einen digitalen Kursraum im Portal an und verschicken den Kurscode an die Teilnehmenden, sodass sie dann passend zum Kurs vor Ort auch ihren Kursraum im Portal haben. So nehmen wir auch den Lehrkräften viel Vorarbeit ab und erleichtern den Einstieg ins Portal.
Welche Vorteile bietet das vhs-Lernportal Ihrer Meinung nach im Unterricht?
Das vhs-Lernportal punktet vor allem mit der Möglichkeit, sehr einfach binnendifferenziert zu arbeiten. Die Lehrkraft kann gezielt Übungen zu Grammatik, Wortschatz, Lese- oder Hörverstehen auswählen und zuweisen – für die ganze Gruppe oder einzelne Teilnehmende. Das ermöglicht es, auf unterschiedliche Sprachniveaus einzugehen. Die Suchfunktion erspart zudem viel Vorbereitungszeit. Mit wenigen Klicks finden die Kursleitenden passende Materialien, die sie direkt einsetzen können, passend zu den Themen des Unterrichts oder zu Fertigkeiten, die sie trainieren wollen. Außerdem haben sie direkt einen Ort, an dem sie alle Unterlagen ablegen können und mit den Teilnehmenden kommunizieren können. Auch das ist praktisch.
Sie haben zu Beginn gesagt, dass sie vhs-Lernportal auch zur Prüfungsvorbereitung eingesetzt wird. Welche Rolle spielt das Portal dabei?
Viele Interessenten, die seit Jahren in Deutschland leben, aber nie einen Kurs besucht haben, kommen auf uns zu, weil sie einen Sprachnachweis, ein B1-Zertifikat, etwa für die Verlängerung ihres Aufenthaltstitels oder die Einbürgerung benötigen. Sie melden sich dann zur Prüfung und fragen, wie sie sich vorbereiten können. Wir empfehlen ihnen, zwei Monate lang täglich etwa 15 Minuten im Portal zu lernen – das ist eine sehr effektive Vorbereitung. Aber auch für unsere regulären Teilnehmenden in den Kursen nutzen wir das Portal, um gezielt zu fördern. Seit die Wiederholungsstunden gestrichen wurden, ist das besonders wichtig: Wenn wir im Zwischentest feststellen, dass das B1-Niveau nicht realistisch ist und eigentlich A2 wiederholt werden müsste, können wir auf das Lernportal zurückgreifen. Einige wollen auch nicht den Kurs wechseln, sondern in der vertrauten Umgebung mit der vertrauten Lehrkraft bleiben. Das ermöglichen wir ihnen dann, wenn sie zusagen, dass sie eigenständig zu Hause gründlich A2 mit dem vhs-Lernportal wiederholen.
Sie setzen das vhs-Lernportal also verstärkt als Selbstlern-Tool ein?
Ja, unbedingt. Zum Beispiel auch, wenn Teilnehmende pausieren müssen – etwa wegen Krankheit, familiärer Situation, Umzug oder Arbeit – empfehlen wir, das Portal weiter zu nutzen, um das Sprachniveau zu halten. Wir raten dazu, mindestens 15 Minuten pro Tag, konsequent zu lernen, dann können sie nach dieser Pause wieder einsteigen, ohne wiederholen zu müssen. Auch nach Abschluss der Integrationskurse kommen viele auf uns zu und fragen nach weiteren Möglichkeiten. Hier bieten die berufsbezogenen Module, etwa für Lagerlogistik oder Pflege, eine tolle Ergänzung. Denn die Menschen haben die Sprache zwar zu einem gewissen Grad erlernt, aber ihnen fehlt der spezifische Wortschatz.
Eine abschließende Frage: Was denken Sie, warum die Einbindung des Portals bei Ihnen so gut gelingt?
Wir setzen das Portal bewusst und geplant ein – ich denke, das ist entscheidend. Es reicht nicht, nur auf die Website hinzuweisen und das Portal sporadisch zu verwenden. Wir investieren viel Zeit in die Begleitung der Teilnehmenden, unterstützen bei der Registrierung und erklären die Nutzung. Das lagern wir aus dem Kurs selbst aus. Damit nehmen wir den Kursleitenden viel Arbeit ab, denn, wie gesagt, wenn die Teilnehmenden in den Kurs kommen, sind sie meist schon angemeldet, und die digitalen Kursräume sind vorbereitet. Hinzu kommt: Viele bei uns im Team sind begeistert vom Portal und das überzeugt dann einfach auch die anderen.